
konturfedern
Anna Lena Keller
11.04.2025 - 11.05.2025
Vernissage: 10.04.2025 ab 19:00
konturfedern / Anna Lena Keller 11.04.-11.05.2025
„I try to bear witness to the vital materialities that flow through and around us.“ - Jane Bennett
Graues Leder spannt sich über harte Kanten, wirft Falten, schmiegt sich an symmetrische Rundungen. In Anna Lena Kellers Werk “soft crust” zeichnen sich unter der Oberfläche die Konturen von Sport-Protektoren ab und betten sich in eine spiegelglatte Umgebung ein. Diese aus Hartplastik geformten Schalungen erweitern die biologischen Grenzen des Körpers, verstärken ihn punktuell und optimieren ihn an Schwachstellen.
Für ihre Einzelausstellung “konturfedern” versammelt Keller Wandarbeiten und Objekte, die das Spannungsfeld zwischen Schutz, Stütze und Einengung des Körpers ästhetisch erfahrbar machen. Ihre skulpturalen Gesten im Kunstpavillon evozieren Assoziationen an physische Eindrücke, technologische Erweiterungen und vitale Materialität. Die Künstlerin thematisiert in ihren Werken die Formbarkeit und Skalierbarkeit organischer Masse durch die lebhaften Kräfte materieller Formationen und rücken den Körper ins Zentrum einer ästhetischen Reflexion über Material und Funktion. Die Philosophin Jane Bennett stellt in ihrer Publikation “Vibrant Matter” die Passivität materieller Dinge infrage. Sie plädiert für ein neues Verständnis von Materie – eines, das Dinge als handlungsfähige Kräfte begreift, jenseits der klassischen Trennung von Subjekt und Objekt, von organisch und anorganisch. In Kellers Arbeiten hallt diese Denkweise wider.
Leuchtend farbige Spuren breiten sich in der Wandarbeit „Kufen“ im Stahl aus, welche sich nach Hitzeeinwirkung auf der Oberfläche im Material zeigen. “Cast” ruft Assoziationen von Stützstrukturen und Insektenpanzern hervor, es scheint, als würden sich ergonomische Exoskelette unter der hellen, strukturierten Oberfläche kontrastieren. Es handelt sich um Objekte, die die physischen Eigenschaften menschlicher Körper hinsichtlich ihrer messbaren Effzienz und Leistungsfähigkeit erweitern.
Die in den Raum ragende, großformatigen Arbeit „Tension Tissue” weist eine raue Textur und kleinteilige Oberflächen aus Papier auf.
Es handelt sich um den Negativabdruck einer Pappel, um die Abformung der äußersten Schutzschicht. Tiefe Furchen und Rillen ziehen sich über die Innenseite der invertierten, halbrunden Flächen, die von einer metallenen Struktur eingeklemmt und gestützt werden. An die Wand gelehnt entfaltet die Skulpturen eine körperhafte Präsenz, zwischen organischer Vitalität und technischer Form.
Anna Lena Kellers Arbeiten verweisen auf eine ästhetische Dichotomie zwischen Innen und Außen, weich und hart, Schutz und Zwang. Sie machen sichtbar, wie sich gesellschaftliche, technische und ästhetische Strukturen in den Körper einschreiben und diesen verändern. Die scheinbar leblose Materie – Papier, Metall, Kunststoff und Leder – wird zur aktiven Handlungsquelle und hinterlässt Spuren.
Julia Anna Wittmann
Bilder

Anna Lena Keller-Konturfedern

Anna Lena Keller-Konturfedern

Anna Lena Keller-Konturfedern

Anna Lena Keller-Konturfedern

Anna Lena Keller-Konturfedern